Es ist wieder einmal eine dieser Situationen, wir sind spät dran und wollen aber pünktlich zum Festgottesdienst unserer Gemeinde. Auf den letzten Drücker müssen beide Kinder widerwillig in die volle Wintermontur gepackt werden, ein Schuh ist nicht auffindbar und das Smartphone hat sich wieder irgendwo versteckt. Als wir endlich vor der Kirche ankommen und uns in einen inoffiziellen Parkplatz mogeln, steigen wir abgehetzt aus uns stehen in Mitten der Aufstellung der Ministranten und Pfarrer. Peinlich!
Dieser Vormittag, ein Paradebeispiel dafür wie bei uns Stressmechanismen ablaufen. Wir stecken in einer Situation in der wir handeln müssen und in der wir meist unterschiedliche Pläne im Kopf haben wie das gehen soll. Heftige Wortwechseln führen dazu, dass ein ungutes Gefühl zurück bleibt, selbst wenn die Situation überstanden ist. Denn wir wissen, wir beide haben zu diesem Konflikt beigetragen.
Ein ruhiger Abend lässt uns darüber nachdenken, wie dieser Vormittag und auch allgemein Verhaltensmuster in Stresssituationen bei uns ablaufen. Uns ist klar, Stress wird sich nicht vermeiden lassen, also brauchen wir einen neuen Umgang damit.
Was passiert in der Stresszone? Je nach Typ geraten wir in einen Empathie-Verlust, richten den Fokus allein auf das Geschehen, werden stur, … Ein Automatismus den es zu überwinden gilt. Dazu Victor E. Frankl (österreichischer Neurologe und Psychiater) „Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Freiheit und die Macht, unserer Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“
In einer ruhigen Atmosphäre gestehe ich mir selbst ein, wie meine Verhaltensmuster aussehen. Gerate ich dann in eine Stresssituation, versuche ich mich vom Muster zu lösen und ein bewusstes Verhalten zu wählen. Ein inneres oder tatsächlich ausgesprochenes „Stopp!“ kann dabei helfen. Folgende Fragen könnte ich mir stellen: Wie verstehe ich die Situation? Wie fühle ich mich? Was fehlt mir? Was will ich? Welche Handelsoptionen gibt es? Und im besten Fall finde ich bzw. finden wir eine Lösung ohne Konflikt. Und wie überall gilt, Übung macht den Meister;)
In der Zeit zu zweit kommen wir darüber ins Gespräch:
- Ich erzähle meinem Partner, welche Verhaltensmuster in einer Stresssituation bei mir ablaufen.
- Wie reagieren wir in Stresssituationen zusammen? Können wir ein Muster darin entdecken?
- Welches Verhalten bzw. welche Worte könnten uns in der nächsten Stresssituation helfen?