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Whisky mit Eis

Mein Mann war vor kurzem wandernd in Schottland unterwegs. Abends nach geschaffter Wegstrecke bestellte er gerne einen lokalen Whisky. Einigermaßen verwundert war er, dass die verschiedenen Barkeeper ihn jedes Mal fragten, ob er seinen Whisky mit Eis möchte, wo doch die Schotten bekanntermaßen Whisky ohne Eis trinken.

Als der dritte Barkeeper ihm die Eis-Frage stellte, fragte er dann tatsächlich zurück, warum er Eis zum Whisky angeboten bekommt, wo die Schotten Eis zum Whisky doch verpönen. Die Reaktion des Barkeepers: Whisky ist so ein tolles Getränk, das soll doch jeder so genießen, wie es ihm am besten schmeckt. Wenn du deinen Whisky mit Eis willst: welcome!

Wow, was für eine großartige Haltung! Dem anderen den Freiraum lassen, das, was mir teuer, wertvoll und wichtig ist, so zu gestalten, wie er möchte. Nicht darauf beharren, dass man selber eigentlich die beste Lösung schon gefunden hat.

Wie oft haben wir in den unterschiedlichsten Lebensbereichen schon das Gegenteil erlebt. In der Erziehung, der Gestaltung unserer Rituale, Partnerschaft. Da gibt es Andere, die für sich einen Wert entdeckt haben und diesen dann auch selbstbewusst in die Welt tragen. „Das ist der richtige Weg, mach das doch auch so!“
Wenn wir ehrlich sind, dann haben wir auch oft diese Haltung. Der Partner, die Kinder, die Arbeitskollegen, die Gemeindemitglieder… die sollen das, was mir wichtig und wertvoll ist, doch jetzt auch mal mit dem gebührenden Respekt behandeln und am besten so damit umgehen wie ich. Ganz egal ob es um die Streitkultur, Erziehung, Geschenke oder das Lametta am Christbaum geht.

Wir haben gemerkt, dass uns an vielen Stellen die Haltung der Schotten guttun würde: dem anderen Freiraum lassen und anzuerkennen, dass ich nicht die Wahrheit gepachtet habe.

Wenn du Lametta an deinem Christbaum möchtest: welcome! (Ich hänge keines auf…)

Ein Beitrag von Martina Gröber

Fragen für die Zeit zu zweit:

  • Spricht uns diese Haltung der schottischen Barkeeper anderen gegenüber an?
  • Haben wir auch schon Situationen erlebt, wo andere, die für sich einen Wert entdeckt haben, möchten, dass wir auch so handeln?
  • Wie reagieren wir als Paar?
  • Wo hat die Haltung „mach, wie du möchtest“ für uns vielleicht auch Grenzen?